Impfungen gehören seit über 225 Jahren zu einer der ältesten, wirksamsten und am besten untersuchten medizinischen Schutzmaßnahmen.
Sie haben Millionen Menschen vor schweren Erkrankungen bewahrt und viele Infektionskrankheiten fast vollständig verdrängt.
Impfungen schützen nicht nur Sie selbst, sondern auch die Menschen in Ihrer Umgebung - etwa Säuglinge, Schwangere oder ältere Menschen, die sich nicht selbst impfen lassen können.
In unserer Praxis sehen wir Impfungen als einen wichtigen Teil der Gesundheitsvorsorge. Unser Ziel ist es, Ihnen sachlich zu erklären, welche Impfungen medizinisch sinnvoll sind, wie sie wirken und wie gut sie vertragen werden.
Historischer Überblick über die Entwicklung der Impfungen
1796 Pocken (Variola) - Edward Jenner
1881 Milzbrand - Louis Pasteur
1885 Tollwut - Louis Pasteur
1923 Diphtherie - Gaston Ramon
1927 Tetanus - Gaston Ramon
1940er Keuchhusten (Pertussis) - Pearl Kendrick & Grace Eldering (USA)
1945 erster Influenza-Impfstoff - Thomas Francis Jr. & Jonas Salk
1954 Kinderlähmung (Polio) - Jonas Salk, später Albert Sabin
1963 Masern - John Enders
1967 Mumps - Maurice Hilleman
1969 Röteln - Stanley Plotkin
1976 FSME - Boehringer-Ingelheim / Baxter-Team
1981 Hepatitis B - Blumberg & Millman (Nobelpreis 1976)
1983 Pneumokokken - Robert Austrian (USA)
1995 Varizellen (Windpocken) - Michiaki Takahashi
2006 HPV (Humane Papillomviren) - Ian Frazer & Jian Zhou
2018 Herpes Zoster (Gürtelrose) Totimpfstoff - GlaxoSmithKline (Shingrix®)
2021 COVID-19 (mRNA-Impfstoff) - BioNTech / Pfizer, Moderna
2023 RSV (Atemwegsvirus) - Pfizer / GSK
2023 Pneumokokken - Prevenar 20 Pfizer
Tetanus schützt vor Muskelkrämpfen und lebensgefährlichem Verlauf bei Verletzungen.
Diphtherie schützt vor schwerer Atemwegsinfektion mit Organ- und Nervenschäden.
Keuchhusten (Pertussis) schützt vor schwerem Husten, besonders gefährlich bei Kleinkindern
Kinderlähmung (Polio) verhindert Lähmungserscheinungen.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: Meist gut verträglich. Leichte Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, gelegentlich leichtes Fieber. Schwerwiegende Reaktionen sehr selten.
Auffrischung alle 10 Jahre (Tetanus + Diphtherie). Eine der Auffrischungen sollte in Kombination mit Pertussis erfolgen.
Die Grippe ist eine ernsthafte Virusinfektion, die schwere Verläufe mit Lungenentzündung oder Herz-Kreislauf-Komplikationen verursachen kann. Der Impfstoff wird jedes Jahr neu angepasst, um vor den jeweils aktuellen Virusvarianten zu schützen. Schützt vor Grippeinfektion und schweren Krankheitsverläufen, senkt Komplikationen und Krankenhausaufenthalte. Besonders wichtig für ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere und alle, die engen Kontakt zu gefährdeten Personen haben.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: In der Regel gut verträglich. Gelegentlich leichte Schmerzen oder Rötung an der Einstichstelle, selten leichtes Fieber oder Müdigkeit.
Einmal jährlich im Herbst empfohlen, besonders für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke und medizinisches Personal.
Die Gürtelrose wird durch das Windpockenvirus (Varizella-Zoster-Virus) ausgelöst, das nach einer früheren Infektion im Körper verbleibt und Jahre später reaktiviert werden kann.
Diese Impfung schützt vor Gürtelrose und den häufigen Komplikationen wie der Post-Zoster-Neuralgie, einer schmerzhaften Nervenschädigung, die über Monate anhalten kann.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: In der Regel gut verträglich. Häufig leichte Schmerzen oder Rötung an der Einstichstelle, gelegentlich grippeähnliche Beschwerden (Fieber, Müdigkeit).
Empfohlen für alle Personen ab 60 Jahren, bei bestimmten chronischen Erkrankungen oder Immunschwäche ab 50 Jahren.
Eine Auffrischung ist nicht erforderlich!
Pneumokokken sind Bakterien, die schwere Infektionen wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung verursachen können. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen von Herz, Lunge oder Stoffwechsel.
Die Impfung schützt zuverlässig vor den häufigsten Pneumokokken-Stämmen und verringert deutlich das Risiko für schwere Verläufe, Krankenhausaufenthalte und Komplikationen.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: In der Regel gut verträglich. Gelegentlich Rötung, Schwellung oder Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle, selten leichtes Fieber oder Abgeschlagenheit.
Eine Auffrischung ist nicht erforderlich!
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) kann bei älteren Menschen schwere Atemwegsinfekte mit Lungenentzündung oder Atemnot verursachen.
Die Impfung senkt das Risiko für schwere RSV-Verläufe deutlich und schützt vor Krankenhausaufenthalten und Folgeerkrankungen. Besonders wichtig ist sie für ältere oder chronisch erkrankte Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: In der Regel gut verträglich. Gelegentlich lokale Reaktionen (Rötung, Schwellung, Druckempfindlichkeit), selten kurzzeitige grippeähnliche Beschwerden.
Empfohlen für alle Personen ab 75 Jahren sowie für Menschen zwischen 60 und 74 Jahren mit chronischen Erkrankungen oder geschwächter Abwehr.
Eine Auffrischung ist nicht erforderlich!
Hepatitis A und B sind Virusinfektionen der Leber, die zu schweren Entzündungen führen können. Während Hepatitis A meist über verunreinigte Lebensmittel oder Reisen in Risikogebiete übertragen wird, erfolgt eine Infektion mit Hepatitis B über Blut oder Körperflüssigkeiten.
Die Impfungen schützen zuverlässig vor einer akuten oder chronischen Leberentzündung und damit auch vor Langzeitschäden wie Leberzirrhose oder Leberkrebs. Es stehen Einzel- und Kombinationsimpfstoffe (A+B) zur Verfügung.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: Beide Impfstoffe sind sehr gut verträglich. Gelegentlich kommt es zu Rötung oder Schmerzen an der Einstichstelle, selten zu leichtem Fieber oder Müdigkeit.
Hepatitis A: empfohlen für Personen mit Reisetätigkeit in Risikogebiete, für Menschen mit chronischer Lebererkrankung oder bei beruflicher Exposition (z. B. Abwasser, Labor).
Hepatitis B: empfohlen für Säuglinge, Jugendliche sowie Erwachsene mit beruflichem oder gesundheitlichem Risiko (z. B. medizinisches Personal, enge Haushaltskontakte).
Auffrischung nach STIKO nur bei Risikogruppen und unklarem Impfschutz nötig.
Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet und werden meist beim Geschlechtsverkehr übertragen. Sie können im Laufe der Zeit Krebserkrankungen im Genital- und Hals-Rachen-Bereich verursachen - bei Frauen wie auch bei Männern.
Die HPV-Impfung schützt vor den häufigsten Virus-Typen, die Gebärmutterhalskrebs, Feigwarzen sowie Tumoren im Anal- und Halsbereich auslösen können. Moderne Impfstoffe decken mehrere Virusvarianten ab und bieten damit einen sehr umfassenden Schutz.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen:
Die Impfung ist in der Regel sehr gut verträglich. Gelegentlich treten Rötung oder Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle auf, selten leichtes Fieber oder Müdigkeit.
Empfohlen für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren, Nachholimpfung bis zum vollendeten 18. Lebensjahr möglich.
Je nach Alter werden zwei oder drei Impfungen im Abstand von mehreren Monaten gegeben.Der beste Schutz besteht, wenn die Impfung vor dem ersten Sexualkontakt erfolgt - sie ist aber auch danach noch sinnvoll, da sie vor weiteren HPV-Typen schützt, mit denen bisher kein Kontakt bestand.
Auch nach bereits durchgemachter HPV-Infektion kann eine Impfung das Risiko einer erneuten Erkrankung deutlich senken.
Masern, Mumps und Röteln sind hochansteckende Virusinfektionen, die schwere Komplikationen verursachen können - etwa Lungenentzündung, Hirnentzündung, Unfruchtbarkeit (bei Mumps) oder Fehlbildungen in der Schwangerschaft (bei Röteln). Die MMR-Impfung schützt zuverlässig und langanhaltend vor allen drei Krankheiten.
Verträglichkeit / Nebenwirkungen:
Die MMR-Impfung ist ein Lebendimpfstoff und in der Regel gut verträglich.
Mögliche Reaktionen: leichte Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, selten vorübergehendes Fieber oder Hautausschlag („Impfmasern“). Schwere Nebenwirkungen sind äußerst selten.
Empfohlen für alle Kinder, zwei Impfungen im Alter von 11–14 Monaten und 15–23 Monaten.
Erwachsene, die nach 1970 geboren sind und keine oder nur eine MMR-Impfung erhalten haben, sollten die Impfung nachholen.
Für medizinisches Personal und Personen mit viel Kontakt zu Kindern ist ein vollständiger MMR-Impfschutz verpflichtend bzw. dringend empfohlen.
Meningokokken sind Bakterien, die selten auftreten, aber schwere, teils lebensbedrohliche Infektionen verursachen können - etwa Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis).
Die Erkrankung kann innerhalb weniger Stunden schwer verlaufen, vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Die Impfungen schützen vor den wichtigsten Meningokokken-Stämmen (B und C) und verhindern schwere Krankheitsverläufe und bleibende Schäden (z. B. Hörverlust, neurologische Folgeschäden).
Verträglichkeit / Nebenwirkungen: In der Regel gut verträglich. Häufig lokale Reaktionen wie Rötung oder Druckempfindlichkeit, gelegentlich Fieber oder Abgeschlagenheit, meist nur für 1–2 Tage.